Natur Pur in South Dakota
Wir hatten uns ja Natur gewünscht…und haben sie gefunden in South Dakota…
Badlands ain’t so bad
Unser erster Nationalpark in den Vereinigten Staaten sind die Badlands. Am Eingangshäuschen besorgen wir uns gleich den «America The Beautiful-Pass» (80$), der gar nicht so teuer ist, wenn man bedenkt, dass wir damit ein Jahr lang alle Nationalparks der USA gratis besuchen können. Unser erster Eindruck vom Park? Was soll ich sagen?! Mir fehlen beinahe die Worte. Es gefällt uns einfach unglaublich hier. Gleich nach Einfahrt in den Park von der Northeast Entrance ändert sich die Landschaft abrupt. Weite Ebene aus sanftem Grasland weichen einer bizarr geformten Hügellandschaft, die in Farben von 50 Shades of Grey über hellrosa bis dunkelrot getunkt sind. Langsam schlängeln wir uns durch die kurvenreiche Badlands Loop Road von Ost nach West und bestaunen die immer wieder anders aussehenden Gesteinsformationen.
Kurz bevor wir uns dem Pinnacles Entrance nähern, biegen wir scharf links in die Sage Rim Road ab, einer ca. 20km langen Schotterpiste, die zu dem einfachen, aber schönen Camping «Sage Creek» führt. Das Übernachten ist hier gratis, die Platzvergabe erfolgt nach «first come – first served»-Regelung. Es gibt sogar Pferde-Paddocks für diejenigen, die den Park zu Ross erkunden. Wir bleiben für 2 Nächte.
Was wir nicht wussten und uns total überrascht hat, ist das viele Wildlife, das der Park neben der einzigartigen Szenerie zu bieten hat. Schon am ersten Abend, als wir zum Camping fahren, sehen wir die hiesige Bisonherde aus der Ferne grasen. Am nächsten Morgen dann, ein einzelner Bulle kündigt das bevorstehende Spektakel schon im Camp an, nähern wir uns der Herde im Laufe der Strecke immer mehr bis wir auf eine Strassensperre bestehend aus zwei Muttertieren mit ihren Kälbern stossen. Die ganzen 900 Bisons, die im Badlands Nationalpark leben, scheinen sich hier versammelt zu haben und sich einen Spass daraus zu machen, den Verkehr zu blockieren.
Zirka eine Stunde warten wir bis man uns die Erlaubnis zur Weiterfahrt gewährt. Das eine Highlight jagt das Nächste. Nur wenige Kilometer weiter, beim «Roberts Prairie Dog Town» erwachen gerade die kleinen putzigen Prairie Dogs und checken die Lage ausserhalb ihrer trauten vier Wände im Untergrund. Einer nach dem anderen wagt sich aus der Obhut seines Baus und schnuppert Frischluft. Die ganz Mutigen machen auch mal einen Spurt zur Nachbarsfamilie. Überall sind jedoch Wachmänner aufgestellt, die eine nähernde Gefahr (z.B. mich) per Warnruf den übrigen Artgenossen mitteilen. Ist der Warnruf einmal erfolgt, verschwinden alle binnen Millisekunden wieder in den sicheren Löchern der Unterwelt. Für ein paar Fotos hat es trotzdem gereicht.
Im besten Abendlicht machen wir dann nochmals eine Fahrt quer durch den Park und begegnen dabei noch Bighorn sheep eins, zwei und drei.
Minuteman Missile National Historic Site
In unmittelbarer Nähe des Badlands Nationalpark befindet sich die Minuteman Missile NHS. In den 1980er-Jahren, als das Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg seinen Höhepunkt erreichte, waren in den Great Plains über 1000 Nuklearraketen positioniert (sogenannte Minuteman Missiles), die jederzeit per Knopfdruck hätten abgefeuert werden können. In South Dakota, also in der Badlands-Gegend, befanden sich damals ca. 150 solcher Minutemans. Ihren Namen erhielten die Raketen dadurch, dass sie innerhalb einer Minute abschussbereit waren. Sie wären in der Lage gewesen, in nur 30 Minuten ihr avisiertes Ziel im heutigen Russland zu treffen und die Welt zu zerstören. Bei «Delta-09» ist heute ein Abschuss-Silo mit einem Dummy einer Minuteman Missile II ausgestellt. Man hat zudem die Möglichkeit Führungen im Kontrollzentrum «Delta-01» zu machen. Wir haben uns aber nur das Museum im Visitor Center angeschaut, das sehr anschaulich wichtige Eckpunkte des Kalten Kriegs präsentiert.
Wind Cave National Park
Dieser Nationalpark beherbergt eines der komplexesten und grössten Höhlensysteme der Welt. Da wir noch nie zuvor davon gehört haben, lassen wir uns mit der «Natural Entrance-Tour» (12$ p.P.) von dieser unterirdischen Welt inspirieren. Gleich zu Beginn der Tour werden wir zur grössten natürlichen Öffnung der Höhle geführt, die nicht grösser als ein Basketball ist. Die ganzen Eingänge, die heute vorhanden sind, um nach unten zu kommen, sind von Menschenhand geschaffen.
Ihren Namen hat die Wind Cave aufgrund barometrischer Winde im Innern. Dies bekommen wir von der Rangerin durch ein Plastikband veranschaulicht, das sie vor eine Öffnung hält und sodann wild im Wind flattert. Auch einzigartig für diese Höhle ist das sogenannte «Boxwork», eine spezielle Gesteinsformation, die praktisch nur in dieser Höhle vorkommt.
Nebst verschiedener Höhlenbesichtigungstouren hätte der Park auch sonst viele Wanderungen zu bieten. Da wir aber nur einen Tag bleiben, belassen wir es bei der Tour.
Black Hills
Durch den Custer State Park (20$) fahren wir weiter durch die Black Hills zum Crazy Horse Memorial und dem Mount Rushmore. Die vier in Stein gehauene Präsidenten dürfte wohl den meisten ein Begriff sein, während es das Crazy Horse Memorial vielleicht nicht ist. Ebenso wie bei den Präsidenten wollte sich da jemand, genauer Herr Ziolkowski, verwirklichen und den Indianerhäuptling «Crazy Horse» auf seinem Pferd in den Stein meisseln. Da hat er sich ganz schön was vorgenommen, denn die Skulptur befindet sich seit 1948 im Bau und schon seit 20 Jahren ist lediglich das Gesicht fertiggestellt. Es steht in den Sternen, ob das Denkmal jemals fertiggestellt wird. Allerdings muss man auch sagen, dass sich das ganze Projekt nur mit privaten Geldern aus der Crazy Horse-Stiftung finanziert und vielleicht auch deshalb eher schleppend voran geht.
Devils Tower
Der Devils Tower befindet sich zwar schon im Bundesstaat Wyoming, passt aber trotzdem grad gut in diesen Bericht. Es handelt sich hier um das erste National Monument von Wyoming und wurde von Präsident T. Roosevelt 1906 zu diesem ernannt. Der Devils Tower sieht ein bisschen aus, wie ein Fingerhut, der beispiellos aus einer sonst flachen Landschaft hervorragt. Darüber, wie er entstanden ist, gibt es mehrere Theorien. Eins ist aber sicher, nämlich dass sich das Konstrukt im Untergrund geformt hat und dann durch geologische Gewalten irgendwie an die Erdoberfläche kam. Wir sind hier den 4,6km langen Red Beds Trail um das Monument herumgewandert. Es ist immer wieder witzig, kaum entfernt man sich ein paar hundert Meter von der zentralen Besichtigungsplattform weg und ist dies obendrauf noch auf einem Trail, der länger als 1km ist, steht man auf einmal alleine da – keine Touris mehr weit und breit. Ein Besuchermagnet ist der Tower aber auch für viele Kletterer, die von der ganzen Welt anreisen, um diesen, ich nehme mal an eher schwierigen, Berg zu erklimmen.