Fahren, Chicago, Fahren
Auf das aufregende Erlebnis ist Cleveland folgen ein paar unspektakuläre Fahrtage. Wir wollen wieder einmal ein paar Kilometer runterspulen und «Land gewinnen». Die Great Lakes Area ist aber dennoch wunderschön. Wir fahren, wenn immer möglich, dem Ufer des Lake Erie entlang und genehmigen uns zwischendurch eine Abkühlung im kalten Nass.
Bevor aber die endlosen Weiten von Farmland und Prärie unsere tägliche Umgebung bestimmen werden, machen wir nochmals in einer Megacity halt: Chicago
Etwas unmotiviert fahren wir früh morgens durch den dichten Verkehr auf dem Highway um die Stadt, da uns der Sinn nach den vergangenen Wochen mehr nach Natur und Einsamkeit steht. Da wir aber sowieso quasi durch die Stadt hindurchfahren und sie ja so schön sein soll, beschliessen wir trotzdem mal einen Blick rein zu werfen.
Um es vorweg zu nehmen: Es hat sich mehr als gelohnt!
Wir haben einen ganzen Tag in der Windy City verbracht und sind total begeistert. Am Morgen besuchen wir den Willis Tower (früher Sears Tower), der mit einer Höhe von 442m das höchste Gebäude in der Stadt ist. Wie schon in Toronto, hat man auch hier vom Skydeck aus einen atemberaubenden Ausblick auf die anderen Wolkenkratzer und den Lake Michigan. Rechtzeitig zur Mittagszeit stehen wir wieder unten auf sicherem Boden. Eine gute Gelegenheit einen Chicago-style Hot-Dog zu probieren. Das Spezielle daran: Auf das Würstchen kommen Senf, Tomaten, Zwiebelwürfel, Jalapeños, Selleriegewürz, Essiggurken und neongrünes Relish (darauf sind sie besonders stolz). War lecker, hat uns jetzt aber auch nicht vom Sockel gehauen.
Weiter geht’s zum Millenium Park, wo wir das obligate Foto mit der Cloud Gate oder «The Bean», wie diese Skulptur von den Chicagoern liebevoll genannt wird, schiessen. Entlang der Magnificent Mile schlendern wir bis zum Gebäude der «Chicago Tribune», wo wir dank der Geocaching-App wieder einmal, eine uns zuvor unbekannte und interessante Entdeckung machen. An der Fassade des Gebäudes sind überall Fragmente von historischen oder bekannten Gebäuden aus aller Welt befestigt. So zum Beispiel ein Stück Eisen der gefallenen World Trade Center. Bevor wir dieser charmanten und architektonisch bedeutungsvollen Stadt wieder den Rücken kehren, spazieren wir noch an der wunderschönen Waterfront und dem Navy Pier vorbei. Natürlich haben wir wieder einmal ein perfektes Timing und fahren mitten im dichtesten Feierabendverkehr weg, so dass wir uns 1,5 Stunden gedulden müssen bis wir aus dem Stau raus sind.
Danach folgen wir nur noch einer Richtung und die lautet Westen. Erstmal werden wir mit den unendlichen Weiten von Farmland in Iowa und der Prärie in South Dakota konfrontiert. Gleichzeitig bekommen wir nun auch das erste Mal den Grössenwahn der Amerikaner bezüglich Fahrzeugen und Trailern zu spüren. Es ist Hauptreisezeit und viele Amerikaner sind ebenfalls quer durch das ganze Land unterwegs. Nicht selten ziehen 15m lange Luxus-Coaches mit Outdoor Flatscreens, die grösser sind als daheim die Kinoleinwand einen Pickup Marke Ford F350 hinterher. Wer ein bisschen was von sich hält, belädt diesen dann noch mit 2 Harleys oder hängt alternativ noch ein Speedboat oder einen Quad an den Pickup, so dass das gesamte Konstrukt dann um die 30m misst. Für die treuen tierischen Begleiter gibt’s dann extra Rampen, damit die Vierbeiner die Höhe in den Innenraum überhaupt irgendwie bewältigen können. Wie die Leute selbst da reinkommen, bleibt ein Rätsel.
Wir schlagen uns zum Glück mit kleineren Problemen herum. Wichtige Erkenntnis aus den letzten Tagen: Vollrahm eignet sich nicht besonders, wenn man auf holprigen Strassen unterwegs ist. Ausser man möchte am Abend Eis mit Sahne zum Dessert essen.