Halifax
Noch im Morgengrauen nähern wir uns den ersten Lichtern am Horizont, die wir seit 8 Tagen erkennen können. Land in Sicht! Bald haben wir die Atlantiküberquerung heil überstanden und das weite Meer wird uns in einem neuen Land ausspucken. Im Land der ewigen Wälder und Seen, im Land, wo sich Bär und Elch gute Nacht sagen, im Land, in dem das Trinkwasser nach Chlor schmeckt, im riesengrossen Outdoorparadies Kanada!
Mit wabbeligen Knien gehen wir von Bord und werden herzlich von John und Cheri empfangen. Die Freunde von meinem Grosi leben in Halifax und haben uns angeboten ein paar Tage bei ihnen zu wohnen, was uns einen guten Start für unseren Trip ermöglichen soll. Ausserdem sei es such an honor Teil unseres Abenteuers sein zu dürfen.
Wir sind tatsächlich froh und dankbar, können wir zu Beginn gleich einige Tipps von Locals absahnen. So werden wir als erstes mit dem allgegenwärtigen und kulturell bedeutungsvollen «Tim Hortons» bekannt gemacht und sind gleichzeitig erstaunt und fasziniert, wie unendlich viel Platz hier überall vorhanden ist. Ich meine auf dem Parkplatz des nahegelegenen Sobey’s (Supermarktkette) könnte die nächste Fussball-Weltmeisterschaft abgehalten werden…rein theoretisch!
Hi Five an dieser Stelle für den Sieg über Serbien!
Am nächsten Tag machen wir eine Tour mit dem «Harbour Hopper», einem Amphibienfahrzeug, das uns die Stadt zu Land und zu Wasser näher bringt. Man merkt schnell - bedeutende Ereignisse für Halifax waren einerseits der Untergang der Titanic, als vom hiesigen Hafen wegen der geografischen Lage die ersten Rettungsboote ausgesandt wurden. Zudem beherbergt Halifax einer von 3 grossen Friedhöfen der Opfer der Titanic. Fun fact hierzu: Nach dem Erscheinen von James Camerons Kinoklassiker strömten Massen von Fans (ich nehme an, hauptsächlich junge Frauen) auf den Fairview Cemetery und suchten nach dem Grab von Jack Dawson. Tatsächlich ist ein Grabstein mit den Lettern J. Dawson zu finden, welcher fortan über Monate mit Blumen und Liebesbriefen geschmückt war – bis bekannt gegeben wurde, dass es sich bei diesem Verstorbenen um Joseph Dawson handelt, einem Hilfsmitarbeiter des Maschinenraums. Auch wenn sie nicht mehr in Strömen herkommen, es gibt bis heute immer noch einige Verrückte die zu «Jack’s» Grab pilgern und Geschenke hinterlassen.
Andererseits ereignete sich im Jahr 1917 in dieser Stadt eine andere Katastrophe, die in die Geschichtsbücher einging. Im Hafen kollidierte am frühen Morgen des 6. Dezembers der französische Munitionsfrachter «Mont Blanc» mit dem norwegischen Schiff «Imo», wobei die Mont Blanc in Brand geriet. Den Rest kann man sich denken…das ganze hatte die zweitgrösste, von Menschen verursachte, Explosion der Welt zur Folge (nach der Atombombe). Rund 2000 Menschen starben, weitere 9000 wurden verletzt. Viele erblindeten aufgrund herumfliegenden Splitter der Detonation.
Nach vier Tagen in Halifax, heisst es für uns Auto vollpacken für den Start unseres Roadtrips und ich muss feststellen, wir haben viiiiieeel zu wenig Platz für all unseren Ramsch. Wie kann das sein? Ich habe doch schon in der Schweiz nur das Allernötigste eingepackt. Egal hilft ja nichts…als erstes trenne ich mich von meinen Adiletten, die mich schon mein halbes Leben begleite haben *heul*.