Die Nationalparks Utah's
DIE BÖGEN – ARCHES NATIONALPARK
Die Erde um uns leuchtet rot. Obwohl uns diese warmen Farbtöne nun schon länger umgeben, sieht die Umgebung doch an jedem neuen Ort immer wieder anders aus. Runde Linien, bizarre Skulpturen und gespaltene Felsen türmen sich vor scharfen schneebedeckten Bergen in der Ferne vor uns auf.
Mehr als 2000 natürliche Steinbögen gibt es hier im Arches Nationalpark zu bewundern, mehr als an irgendeinem anderen Ort auf der Welt. Durch Erosion und Witterung fallen die Bögen irgendeinmal zusammen, es entstehen aber auch immer wieder Neue. So ist zum Beispiel der «Wall Arch» im Jahr 2008 nur kurz nach meinem ersten Besuch im Park zusammengebrochen.
Wir bestaunen die scharlachrote Park Avenue, die sich vor uns aufbaut, winken den lachsfarbenen Drillingen «Three Gossips» zu und halten beim «Balanced Rock» in Terrakotta-Ton. Ein massiver kugelförmiger Stein balanciert hier grazil auf einem Sockel. Wir fragen uns wie lange noch…Wir nehmen die abzweigende Strasse zur «Windows Section» und vertreten uns die Füsse. Der «Double Arch» bietet ein besonders schönes Fotomotiv mit seinen Zwillingsbögen und auch die steinigen Fenster sind schön anzusehen. Lediglich mit dem «Turret Arch» tun wir uns etwas schwer. Der sieht irgendwie behindert aus…
Abends widmen wir uns dem «Delicate Arch», dem wohl berühmtesten Steinbogen der Welt. Nachdem die Wanderung dorthin anstrengender war als erwartet, kommen wir bei untergehender Sonne ziemlich verschwitzt oben an. Hinter einer Sandsteinmauer versteckt, erblicken wir ihn erst in letzter Minute, wie er ehrfurchtsvoll vor uns steht. Er hat sich in Schale geworfen. Mit den verschneiten La Sal Mountains im Hintergrund gibt er heute eine besonders gute Visitenkarte ab. Natürlich sind wir nicht die einzigen hier. Obwohl sich 99% der anderen Besucher erstaunlich anständig verhalten, – heisst, während des Sonnenuntergangs nicht vor den Arch stehen, damit man Fotos schiessen kann und ruhig sind – braucht es ja bekanntlich nur einer, der aus der Reihe tanzen muss, um den besinnlichen Moment zu vermasseln. Da hält sich so ein anderer Arsch … äh sorry … Arch-Tourist für superschlau und meint er müsse genau im besten Moment für Fotos gemütlich vor der ganzen Szenerie durchlatschen, um noch einen «besseren» Fotospot zu finden. Da könnte ich kotzen. Zum Glück schafft er es aus der Bildfläche zu verschwinden, bevor die Sonne ganz unten ist.
Am nächsten Tag steht die Besichtigung des Teufelsgarten auf dem Programm. Auf einer 12km langen Rundwanderung besichtigen wir nochmals einige zugängliche Bögen und arbeiten uns vom fragilen «Landscape Arch», weiter zum versteckten «Double-O-Arch» vor und sind schliesslich beim «Private Arch» schon ziemlich am Ende unserer Kräfte. Dann müssen wir noch über einen abwechslungsreichen, aber anstrengenden primitive trail, bei dem viel Klettern, Bücken und Springen angesagt ist, zurück zu unserem Auto. Dort kommen wir nach 3 Stunden völlig entkräftet an. Das nächste Mal muss definitiv wieder einer unserer Müsliriegel mit!
Arches ist definitiv einer der Nationalparks, der uns bis jetzt mitunter am besten gefällt. So verbringen wir auch noch einen dritten Tag hier und erkunden mit einem Backcountry Permit (6 USD p.P) das Gebiet des Fiery Furnace. In diesem 1km2 grossen natürlichen Labyrinth gibt es unzählige Felsspalten, Wege und Sackgassen auszukundschaften. Anhand von kleinen braunen Pfeilen ist ein Rundkurs durch das Gebiet ausgeschildert, an den man sich halten kann, um sicher den Ausgang wieder zu finden. Ansonsten kann man hier drin schon einige Stunden verloren gehen. Die Wanderung über Stock und Stein macht uns total viel Spass und es gibt wahnsinnig viel zu entdecken.
DIE SCHLUCHT – CANYONLANDS NATIONALPARK
Nur um die Ecke des Arches Nationalpark, befinden sich gleich die Canyonlands. Einen Teil davon haben wir ja bereits beim Fahren der White Rim Road gesehen. Nun drehen wir nochmals eine Runde im Island in the Sky-District und schauen uns die Landschaft noch von oben an. Diese mag uns aber nicht viel mehr begeistern und so sind wir relativ schnell wieder draussen und nach einer Woche in Moab parat für die Weiterfahrt.
DIE FALTE – CAPITOL REEF NATIONALPARK
Nationalpark Nr. 3 in Utah: Capitol Reef. Hauptattraktion hier ist eine gigantische Falte in der Erdkruste, die sich über eine Länge von 160km erstreckt. Mmh, was soll ich sagen?! Entweder habe ich nun schon zu viele Steine gesehen, bin nicht mehr daran interessiert oder dieses Stück Erde ist eines Nationalparks tatsächlich nicht würdig. Die «Waterpocket Fold» mag ja an und für sich eine Sensation für Geologen, eingefleischte Steinforscher oder Felsliebhaber sein … Millionen von Jahren alt und so weiter! Für mich ist es halt nur eine stinknormale Erhebung aus Stein. Nach Steinbrücken, Steinbögen, ebenen, gefalteten und balancierten Steinen, haut mich das, was ich hier sehe nun nicht mehr vom Hocker. Immerhin finden wir mit dem Burr-Trail eine abgelegene Strecke durchs Hinterland, die uns besser gefällt.
DIE ZINNEN – BRYCE CANYON NATIONALPARK
Wir sind total fasziniert, wie schnell sich die Landschaft hier in Utah auf vergleichsweise engem Raum ändert. Kaum kommen wir im Bryce Canyon Nationalpark an, befinden wir uns wieder in einer völlig anderen Umgebung. Diesmal ist sie geprägt von filigranen rosaroten bis teilweise violetten Hoodoos, die sich wie Zinnen rund ums Amphitheater auftürmen, das wir dank der untergehenden Sonne nun in noch viel intensiveren Rottönen wahrnehmen.
Pünktlich zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen stehen wir mit Kamera und Stativ beim – wie könnte es auch anders sein – «Sunrise Point» bereit und sehen zu, wie der Tag erwacht. Kaum ist die Sonne oben machen wir uns auf eine ausgedehnte Wanderung, den sogenannten «Figure-8-Hike», auf dem wir die bizarren Türmchen nochmals aus nächster Nähe auf uns wirken lassen. Wir geniessen die Ruhe und Abgeschiedenheit auf der Wanderung und kommen nach über zwei Stunden erschöpft aber glücklich zurück.
UND WAS IST MIT ZION?
Tja, der Zion Nationalpark wäre eigentlich der letzte der fünf Nationalparks in Utah gewesen, den wir sehr gerne besucht hätten. Leider haben wir hierfür ein schlechtes Timing. In ein paar Tagen ist Thanksgiving und viele Amerikaner haben sie eine ganze Woche frei genommen. Der Park platzt aus allen Nähten. Bereits kurz nach dem Eingangsgate stehen wir in einer Blechkolonne. Als wir es endlich zum Visitor Center schaffen, sind jegliche Anstrengungen einen Parkplatz zu finden, überflüssig. Als wir schliesslich die Schlange für den Shuttle (zu den Sehenswürdigkeiten im Park kommt man nur auf diesem Weg) sehen, fällt unsere Entscheidung, den Park so schnell wie möglich wieder zu verlassen, definitiv. Schade! Müssen wir halt ein andermal nochmals kommen 😊