Grand Staircase Escalante Monument
Wir befinden uns mittlerweile im Grand Staircase Escalante National Monument in Utah, einem riesigen Naturschutzgebiet, das durch das Bureau of Land Management (BLM) verwaltet wird. Das ganze Gebiet bietet unheimlich viele, meist wenig besuchte, landschaftliche Highlights. Es ist ein Paradies zum Hiken und man findet hier die schönsten wilden Übernachtungsplätze, da das Land öffentlich ist und man sein Nachlager an einem beliebigen schönen Plätzchen im Freien aufschlagen darf.
ENG, ENGER, AM ENGSTEN
Im Visitor Center in Escalante informieren wir uns über den Zustand der Hole-in-the-Rock-Road, einer Dirtroad, die durch das Schutzgebiet führt. Bei den Strassen in dieser Umgebung muss man immer ein wenig vorsichtig sein, da sich der Untergrund aus Tonerde nach Regenfällen in eine matschige Masse verwandelt und die Strassen unpassierbar werden lassen kann. Da es aber seit längerem trocken ist, besteht für uns keine Gefahr und wir können die Strasse unbesorgt fahren, heisst es.
Es gibt viele Sehenswürdigkeiten entlang der knapp 100km langen Strecke. Nach einem abendlichen Besuch im Devils Garden machen wir uns am nächsten Morgen auf zu unserem eigentlichen Ziel. Wir haben uns eine Wanderung durch zwei Slot Canyons herausgesucht, die neben schöner Szenerie und etwas Anstrengung auch noch ein wenig Nervenkitzel verspricht.
Peek-A-Boo und Spooky heissen die Auserwählten.
Der Trailhead ist schnell gefunden, wir machen und mit GPS bewaffnet auf und stapfen durch den roten Wüstensand. Die Sonne brennt bereits früh am Morgen. Wir erreichen aber bald den ersten Eingang und klettern über eine ca. 2 Meter hohe Steilwand in den schattenspendenden Peek-A-Boo-Canyon hinein. Wir klettern und krackseln und kämpfen uns einen Meter nach dem anderen in der engen, durch Wasser ausgewaschenen Schlucht vor. Die Steinwände sind unglaublich glattgeschliffen. Verantwortlich dafür sind von Zeit zu Zeit auftretende Sturzfluten, bei denen in kurzer Zeit viel Wasser durch alle Felsöffnungen befördert wird, so den weichen Sandstein abtragen und die engen Schluchten entstehen lassen. Ein Phänomen, das nicht ungefährlich ist. Im Jahr 1997 wurden 10 europäische Touristen im bekannten Antelope Canyon von einer solchen Flutwelle überrascht und getötet.
Wir finden sicher den Ausgang aus dem Peek-A-Boo-Canyon und queren danach das Plateau bis wir bei der zweiten Schlucht, dem Spooky Canyon ankommen. Der Einstieg ist diesmal einfach und der Canyon auf den ersten Metern vergleichsweise breit. Bereits nach kurzer Zeit versperren uns aber riesige Felsbrocken den Weg, über die wir mühsam drübersteigen. Am Ende bestätigt sich aber unsere Vermutung, dass es hier kein Weiterkommen gibt. Als wir auf dem letzten Stein ankommen, eröffnet sich vor uns ein Abgrund von ca. 3 Metern. Es gibt keine Möglichkeit, um runterzuklettern oder abzusteigen. Die einzige Option wäre Springen, die wir aber natürlich nicht ernsthaft in Betracht ziehen.
Wir müssen umkehren. Da wir aber ungern zweimal den gleichen Weg gehen, laufen wir oberhalb der Felsspalte, entlang der Öffnung, alles zurück. Der Canyon ist schätzungsweise 5-7 Meter tief und wir hoffen, dass wir am Ende einen Weg runter finden und nicht von einem weiteren Abgrund aufgehalten werden.
Wir finden zum Glück einen Weg und treten dann von der anderen Seite in «Spooky» ein. Dieser eng-enger-am engsten-Canyon hält, was der Name verspricht. Die Schlucht wird immer schmaler. Wir müssen unsere Rücksäcke auf halber Strecke zurücklassen, da wir sonst nicht mehr durchpassen. An der schmalsten Stelle beträgt der Abstand zwischen den beiden Felswänden gerade mal noch 20cm. Wir quetschen uns durch die enge Felsspalte und kommen irgendwann an die Stelle mit den Felsen, bei denen wir zuvor nicht mehr weitergekommen waren. Von unten sehen wir nun, dass ein Hilfsseil an der Felswand befestigt ist, an dem man hochklettern kann. Von oben war dies nicht erkennbar.
Wir überlegen kurz, ob wir nun den Canyon noch bis zum Ende durchqueren wollen, entscheiden uns aber schnell einmal dagegen. Wir sind zu müde und zu durstig. Unser mitgebrachtes Wasser war schon vor der Hälfte der Wanderung aufgebraucht. Wir beschliessen umzukehren und schaffen es mit letzter Kraft in der flirrenden Mittagshitze zum Auto.
Ein kleiner Tipp von uns: Es macht durchaus Sinn den Spooky Canyon vor dem Peek-A-Boo Canyon zu durchwandern 😉. Hätten wir sicher auch herausgefunden, hätten wir uns besser informiert…AUF UMWEGEN
Eigentlich war unser Plan, dass wir von der Hole-in-the-Rock-Road in eine Strasse namens «Collet Road» abbiegen, die dann über die Smokey Mountains Road auf direktem Weg nach Page führt. Allerdings haben wir erfahren, dass es auf dieser Strecke einen Erdrutsch gegeben hat und nun ein grosser Stein (oder eher Fels?) es unmöglich macht, die Strasse zu passieren. Auch die Cottonwood Canyon Road, eine andere Abkürzung nach Page ist leider aufgrund von Strassenarbeiten gesperrt. Aus diesem Grund bleibt uns nichts anderes übrig als die lange Strecke über die Highways 12 und dann 89 über Kanab zu nehmen.
Bevor wir in Page ankommen, machen wir eine kurze entspannte Wanderung zu den witzig aussehenden Toadstool Hoodoos. Als wir auf dem Highway 89 weiter Richtung Osten fahren und zum südlichen Ende der Cottonwood Canyon Road kommen, sehen wir zufälligerweise, dass gerade ein Bauarbeiter die Sperrtafeln entfernt und die Strasse wieder freigibt. Hätten wir das früher gewusst, hätten wir noch einen Tag länger im Norden verbracht, um die gesamte Strasse dann hierhin fahren zu können.
Nun packen wir unsere Chance jetzt und fahren einen Teil vom Süden her in die Strasse Richtung Norden. Wir sehen bald, dass hier wohl das gesamte Gebiet ziemlich schlimm überschwemmt gewesen sein musste und es einiges an Instandsetzungsarbeiten brauchte, um die Strasse wieder befahrbar zu machen. Wir fahren bis zum Trailhead des Yellow Rock. Über einen anstrengenden Wanderweg, der über einen Gebirgskamm führt, kommen wir zum gelben Felsen, der als Einziger weit und breit diese auffällige Farbe trägt.TOURISTENMASSEN VS. EINSAMKEIT
Als wir in Page ankommen, ist es schon spät und wir mögen nichts mehr kochen. Wir suchen uns auf Trip Advisor ein BBQ-Restaurant heraus, bei dem es die besten Spareribs geben soll. Und tatsächlich, als wir ankommen, sehen wir vor dem Restaurant zwei riesige Smoker und wir riechen den feinen Duft von geräuchertem Fleisch.
Unsere bestellten Ribs werden schnell geliefert und das Fleisch ist wirklich ausgezeichnet. Das einzige, was uns sehr irritiert, wir hier in den USA aber nun schon mehrmals erlebt haben, ist, dass das Essen in Einweggeschirr serviert wird. Schade!
Am nächsten Morgen fahren wir zum Horseshoe Bend, bleiben aber nicht lange, da die Touristenbusse schon Schlange stehen und wir uns einen Weg durch drängelnde Asiaten, kreischende Teenies («This is so aaaaawesome») und in schönen Kleidchen posierende Hobbymodels (für Insta nehme ich an?) bahnen müssen, bevor wir überhaupt etwas sehen. Ein, zwei Fotos und schon sind wir wieder weg! Wir haben bislang in den USA noch nirgends so viele Leute auf einem Haufen gesehen.Eigentlich hätten wir auch gerne noch den Antelope Canyon besucht. Nach diesem Erlebnis beim Horseshoe Bend und der Tatsache, dass man den Canyon nur mit einer Tour besuchen kann, welche über 100 Dollar pro Person kostet, war unsere Entscheidung gegen einen Besuch schnell gefallen.
Lieber fahren wir wieder abseits der Touristenrouten weiter und finden unsere Ruhe und die Einsamkeit beim Alstrom Point, einem Aussichtspunkt, von wo man einen sensationellen Ausblick über den Lake Powell hat. Wir geniessen einen tollen Sonnenuntergang bei einem Glas Wein und eine ruhige Nacht.DIE GESCHICHTE VON DER WELLE
Zurück in Kanab lassen wir es uns nicht nehmen an der Wave-Lotterie teil zu nehmen. «The Wave» ist eine Formation geschwungener Gesteinsschichten der Paria Canyon-Vermillion Cliffs Wilderness und erlangte angeblich erst grosse Bekanntheit als Microsoft das Bild der Welle als Desktophintergrund brauchte. Seither wollen tausende von Touristen zu den South Coyote Buttes, wo sich die einzigartige Gesteinsformation befindet.
Da die Formation sehr schützenswert ist, vergibt das BLM täglich lediglich 20 Permits pro Tag, die eine Wanderung zur Wave erlauben. 10 davon werden übers Internet verlost. Diese sind aber jeweils bereits Monate im Voraus ausgebucht. Weitere 10 Permits werden täglich im BLM-Visitor Center in Kanab bei einer Lotterie vergeben.
Wir versuchen unser Glück und sind an einem Freitag vor Ort. Ab 08.30 Uhr können wir uns für die Lotterie anmelden, indem wir ein Formular mit Angabe unserer Namen und Gruppengrösse ausfüllen. Die Ziehung findet dann in einem separaten Raum statt, der nur noch von den Group Leadern (in unserem Fall bin ich das) betreten werden darf. Pünktlich um 09.00 Uhr werden keine weiteren Anmeldungen entgegengenommen und allen Personen im Raum wird eine Nummer zugeteilt.
Ich erhalte die Nummer 10.
Da heute Freitag ist, findet die Ziehung für die nächsten 3 Tage statt (Samstag, Sonntag und Montag). Dementsprechend hoch ist aber auch die Zahl der Besucher, die sich ein Permit ergattern wollen. Im Lotterieraum sitzen neben mir 66 weitere Personen. Insgesamt hoffen 150! auf ein Permit. Die Chance, dass unsere Nummer gezogen wird, ist also sehr gering. Da es heute aber insgesamt 30 (10 Permits pro Tag) glückliche Gewinner geben wird, bleibt die Hoffnung bestehen.
Es geht los!
Es wird eine Nummer nach der anderen aus der drehenden Kugel gezogen. Sobald die Nummer vom Ranger laut vorgelesen wird, geht irgendwo ein Raunen oder ein Freudenschrei durch den Raum. Jedesmal wird dann verkündet, wie gross die Gruppe des Gewinners ist und der Group Leader wird gefragt, ob er die Permits tatsächlich will. Natürlich lehnt niemand ab. Im ersten Anlauf wird eine Vierergruppe gezogen, dann nochmals eine Vierer- und eine Zweiergruppe. Die ersten 10 Permits sind also bereits nach 3 Ziehungen vergeben. Die Nummer 10 war leider nicht dabei.
Auch bei den Ziehungen für die weiteren zwei Tage haben wir leider kein Glück und gehen leer aus.
Da in ein paar Tagen Thanksgiving ist, war der Zeitpunkt für unsere Teilnahme sicherlich nicht ideal. Es soll durchaus auch Tage geben, an denen deutlich weniger Leute an der Ziehung teilnehmen und die Chancen für einen Gewinn grösser sind. Meine Enttäuschung schwindet schnell als ich mir beiläufig und rein interessenshalber noch auf dem Parkplatz des Visitor Centers Hotelpreise in Las Vegas ansehe. Was?! Im Excalibur gibt es momentan Zimmer für 20 USD pro Nacht … ist gebucht!