Tierisch was los
«Happy Birthday» schallt es aus Mathias’ Telefon. Er hat einen Anruf von unseren guten Freunden Fabienne und Marco erhalten, die ihm auf diesem Weg von Australien aus zum heutigen Geburtstag gratulieren. Viel Zeit zum Feiern haben wir aber nicht, denn heute steht nach langem wieder einmal ein Grenzübertritt bevor. Obwohl ich viel recherchiert und über die Grenzformalitäten gelesen habe, konnte ich in der Nacht vor Nervosität fast kein Auge zu tun – auf völlig ungerechtfertigte Weise, wie sich später herausstellt.
Unsere letzten Taten in Mexiko bestehen aus Einkaufen von Grundnahrungsmitteln (es gibt einige Restriktionen von Frischprodukten, die nicht über die Grenze geführt werden dürfen) und Tanken, da beides in Belize viel teurer sein soll. Einen Katzensprung später befinden wir uns dann auch schon vor dem weissen Einreisegebäude an der belizischen Grenze. Man begrüsst uns sehr freundlich und uns wird an allen Ecken geholfen, damit wir das Einreiseprozedere richtig abwickeln. Da in Belize Englisch gesprochen wird, verstehen wir auch wieder alles problemlos. Als erstes bringen wir die Personen-Einreise unter Reggae-Sound-Beschallung hinter uns. Einen Schalter weiter kommt dann noch Baloo dran, dessen Papiere in gechillter Manier von einem Bob Marley-Verschnitt ausgestellt werden. Viel früher als erwartet, befinden wir uns dann auf belizischem Boden und müssen ein Gebäude weiter noch die obligatorische Haftpflichtversicherung abschliessen, bevor wir die ersten Kilometer im neuen Land zurücklegen.
Wir sind einmal mehr völlig überrascht, wie schnell sich die Szenerie nach dem Passieren einer internationalen Grenze verändern kann. Die Zahl der Topes sinkt drastisch und die Übriggebliebenen heissen nun «Speedbumps», farbige Betonbauten sind farbigen Stelzenhäusern aus Holz gewichen, es gibt ab sofort wieder Seitenstreifen und allgemein ist das Land viel weniger dicht besiedelt. Was wir sehen, erinnert uns ein bisschen an Südafrika – viel Grün, Kinder mit geflochtenen Haaren und Schuluniform, die am Strassenrand entlang nach Hause gehen und dunkelhäutige Menschen. Eine Besonderheit von Belize ist nämlich, dass hier Menschen aus den verschiedensten Kulturen, wie Mayas, Garifunas, Chinesen, Mestizen, Kreolen und Mennoniten auf engstem Raum anzutreffen sind.
Entlang von Zuckerrohrfeldern fahren wir bis nach Orange Walk Town, wo wir beim Lamanai Riverside Retreat unseren ersten Übernachtungsplatz finden. Nachdem das Auto direkt am Fluss eingeparkt ist, bleibt nun doch noch Zeit, um auf Mathias’ Geburtstag anzustossen. Mit je einem «Belikin» in der Hand prosten wir zudem auf die erfolgreiche Einreise und buchen als Geburtstagsgeschenk auch gleich eine Flussfahrt für den morgigen Tag, die uns zu den Lamanai Ruinen führen wird. Auf Nachfrage beim Campingplatzbesitzer, ob es auf der Tour Wildlife zu sehen gäbe, meint er: «Yaaaa man, thea are also crocodiles in tha riva hea». Na dann sind wir ja mal gespannt….
Flussfahrt zu den Lamanai Ruinen
Für die Tour werden wir direkt beim Camping abgeholt und zum Bootanleger ein paar Kilometer weiter chauffiert, wo wir in ein Speedboat umsteigen, das uns anschliessend zu den Ruinen bringt. Knapp eine Stunde lang rasen wir auf dem breiten New River durch den Dschungel. Ab und zu legen wir einen Halt ein, um Wasservögel, Iguanas oder Fledermäuse zu beobachten. Bei den Ruinen selbst erhalten wir von unserem Guide ein rund 2-stündige Tour und sind ganz überrascht, dass wir die einzige Gruppe hier zu sein scheinen. Obwohl wir ja nun schon viele solcher Steinhaufen der Mayas gesehen haben, ist doch jede Anlage wieder einzigartig. Hier in Lamanai fasziniert vor allem die Abgelegenheit, die Grösse des Haupttempels (High Temple) und der Standort am Fluss. Dies ist wohl auch einer der Gründe, warum diese Maya-Stadt fast 3000 Jahre lang besiedelt war (ca. von 1500 v.Chr. bis 1500 n.Chr.). Inbegriffen in der Tour ist auch ein Mittagessen und so kommen wir bereits am zweiten Tag in Belize in den Genuss einer nationalen Spezialität (Coconut Rice and Beans with Chicken). Leider sehen wir auch auf der Rückfahrt keine aussergewöhnlichen Tiere entlang des oder im Fluss(es). Umso begeisterter sind wir, als sich zurück im Camping doch noch ein Krokodil blicken lässt, wenn auch ein Kleines.
Schnorcheln auf Caye Caulker
Go Slow – das ist das Motto der Karibikinsel Caye Caulker. Hier soll man sich richtig entspannen und entschleunigen können. Das haben wir zwar nicht direkt nötig, haben aber trotzdem 2 Nächte in einem Hotel auf der kleinen Insel unweit vom Festland gebucht. Baloo können wir während dieser Zeit auf dem überwachten Parkplatz des Radisson Inn in Belize City stehen lassen. Ein Wassertaxi bringt uns anschliessend auf die Insel, die gerade mal 8km lang und weniger als 2km breit ist. Im Jahr 1961 wurde sie vom Hurricane Hattie in zwei Teile geteilt. Die Schneise, die der Tropensturm hinterlassen hat, kann man heute bei «The Split» sehen. Als wir ankommen, spüren wir ziemlich schnell den «Laid-Back Vibe». Man ist gemütlich auf den sandigen Wegen unterwegs (dies entweder zu Fuss oder mit einem Golfcart). Nach dem Einchecken in unser Hotel geniessen wir den verbleibenden Tag mit Schlürfen von Cocktails und dem Beobachten von Pelikanen und Rochen direkt vom Strand aus.
Am nächsten Tag findet dann aber erst statt, wofür wir im Grunde angereist sind. Wir haben eine Schnorcheltour gebucht. Was wir an diesem Tag alles unter Wasser sehen und erleben, lag zuvor ausserhalb unserer Vorstellungskraft. Einfach nur Wahnsinn! Aber seht selbst im Video unten…
Baboon Sanctuary
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz finden wir auf iOverlander einen möglichen Stellplatz bei einem Baboon Sanctuary (Baboon ist hier der Bezeichnung für die schwarzen Brüllaffen). Klingt verlockend, denn wenn es um Tiere geht, sind wir immer sofort dabei. Wir kommen zwar erst gegen Abend bei genanntem Platz an, treffen aber auf einen netten Ranger, der uns erlaubt vor dem Visitor Center über Nacht zu stehen und sogar bereit ist uns noch an diesem Abend auf eine Tour zu begleiten, bei der man die Affen zu Gesicht bekommen sollte.
Da muss man uns nicht zweimal bitten!
Keine fünf Minuten später sind wir bereits auf dem Weg in einen nahegelegenen Wald. Am Eingang zu einem schmalen Waldweg können wir die Affen zwar schon hören, aber das heisst noch nichts. Das „Brüllen“, also die Laute, die sie von sich geben und vor allem der Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen dienen, sind nämlich kilometerweit hörbar. Wir folgen Dwayne, unserem Guide, geduldig, während wir ganz ruhig tiefer und tiefer in den Wald schleichen. Auf einmal hören wir ein Rascheln. Dwayne zupft ein paar grosse Blätter von einem der Bäume, beginnt diese hin und her zu wedeln und das Brüllen der Affen zu imitieren. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis wir mehr Bewegung in den Baumwipfeln über uns wahrnehmen. Die Herlocken-Taktik scheint zu funktionieren, die Affen nähern sich uns immer mehr. Auf einmal erspähe ich einen mutigen kleinen Howler ungewohnt nahe. Schneller als ich gucken konnte, sitzt er auf meinen Schulter und futtert genüsslich Stück für Stück von Dwayne’s Blatt, das er ihm hinhält. Ok, dass wir die wilden Tiere soooo nah zu Gesicht bekommen würden, kam jetzt doch etwas überraschend und ich bin im ersten Moment eher überfordert, als dass ich mich freuen kann. Sind die nicht auch gefährlich? Ich meine, die Eckzähne sind schon ziemlich gewaltig….
Dwayne beruhigt mich aber und meint diese Gruppe hier sei sich den Kontakt mit Menschen gewohnt. Nach einer kurzen Angewöhnungszeit darf dann auch ich dem putzigen Äffchen das Blatt hinhalten und bin ganz fasziniert, wie sauber sein Fell und wie sanft die Unterseiten seiner Hände (sagt man das so bei Affen?) sind. Es fühlt sich fast an, wie unsere Katze Eniac auf mir sitzen würde und werde bei diesem Gedanken fast ein bisschen wehmütig.