Palenque - Ein Paradies im Dschungel
WOOAAAACHCH…Ich werde von einem irre lauten Geräusch aus dem Schlaf gerissen! Draussen ist noch stockfinstere Nacht, der Blick auf mein Handy verrät aber, dass es schon bald hell wird. Ich reibe mir die Augen, schaue zu Mathias rüber, der noch tief und fest schläft und lausche nochmals ganz genau: Totenstille…danach das Übliche, also Gezwitscher und sanftes pfeifen der frühen Vögel. Einen kurzen Moment frage ich mich, ob ich nur schlecht geträumt habe. Gerade als ich die Augen wieder schliesse und eingedöst bin, höre ich es aber wieder, dieses bedrohlich tönende ohrenbetäubende WOOAAAACHCH!
Diesmal war es ganz nah! Als ich dann noch bemerke, dass irgendwelche Gegenstände auf Baloo’s Dach fallen, rüttle ich Mathias wach. „Hast du das auch gehört?“ – „Hmh? Was? Was ist denn? Lass mich in Ruhe“ - Unglaublich, da kann der jetzt schlafen! „Hör doch mal!“ und dann kommt das nächste WOOAAAACHCH!
Was zur Hölle ist das für ein Geräusch? Ich gehe in Gedanken alle möglichen Tiere, die ich kenne und deren Laute durch. Mein Gehirn spuckt in diesem Fall aber nur ein grosses Fragezeichen aus. Am ehesten kommt mir irgendeine Gestalt aus Jurassic Park in den Sinn, gehe aber mal davon aus, dass wir bekommen hätten, wenn hier im Dschungel von Mexiko ein paar Dinosaurier überlebt hätten.
Gestern Abend sind wir in Palenque angekommen. 6 Stunden Autofahrt, feuchttropisches Klima, drückende Hitze und unzählige Topes bzw. Vibradores (dasselbe, nur in Klein) stecken uns in den Knochen, so dass wir uns nach der Ankunft im Camp bald schlafen legten. Nach einer Nacht mit monsunartigen Regenfällen (NEIN- unser Auto ist nicht dicht und JA – es hat hereingeregnet), stehe ich nun hellwach in der Pfütze, die sich auf unserem Fussboden gebildet hat und versuche irgendetwas im langsam heller werdenden Dschungel um uns herum zu erkennen.
WOOAAAACHCH. WOOAAAACHCH.
Ich weiss zwar nicht welche (nicht ausgestorbene) Spezies solche Geräusche von sich geben kann, aber das müssen riesengrosse Tiere sein! Jaguar? Bären? Tiger? Gibt’s das hier überhaupt?
Als das erste Tageslicht hereinbricht, hüpfe ich aus dem Auto – mit Bärenspray zur Sicherheit und Kamera zur Beweisaufnahme bewaffnet – und verschwinde im Regenwald. Es herrscht eine mystische Stimmung, so wie das Morgenlicht durch die dichten Bäume fällt und Nebelschwaden tief in der Luft hängen. Ich stapfe über Blätter, Wurzeln und zwischen heruntergefallenen Ästen hindurch, als ich plötzlich ein Rascheln über mir in den Bäumen vernehme. Danach: WOOAAAACHCH.
Blitzschnell schaue ich hoch und scanne mit meinen Augen jeden Baum. DA! Ich konnte was Schwarzes erkennen. Ich gehe etwas weiter, um mich dem unbekannten Objekt zu nähern. Das ist, das ist … ein Affe. Zwar eher ein Äffchen. Klein und süss und putzig. Ein kleiner süsser putziger Brüllaffe, um genau zu sein. WOOAAAACHCH, da legt er wieder los. Er bläht seinen Kiefer auf, bläst die Luft hinein und brüllt dann was das Zeug hält. Dann kommen noch mehr und hüpfen von Ast zu Ast und von Baum zu Baum, schwingen sich gekonnt durch die Lüfte. Mittlerweile ist auch Mathias aufgestanden und wir schauen gemeinsam staunend den akrobatischen Künsten dieser kleinen Wesen zu bis uns der Nacken schmerzt.
Etwas später machen wir uns einem Tipp von Heiko folgend - einem Alt-Hippie, der seine halbzerrissenen Boxershorts für meinen Geschmack etwas zu weit unter der Gürtellinie trug – auf zu den Ruinen von Palenque und nehmen dabei den empfohlenen „Geheimeingang“, der über Treppen durch den Dschungel und nicht via Haupteingang zu der Ausgrabungsstätte führt. Der Tipp hat sich dann auch als goldrichtig erwiesen, da wir dadurch schon etwas vor den offiziellen Öffnungszeiten auf dem Gelände waren und die Ruinen für kurze Zeit ganz für uns allein hatten – abgesehen von den vielen vendedores, die ihren Ramsch auf hunderten von Decken und Tischen entlang der Wege am Ausbreiten waren. Zudem haben wir auf dem Weg noch ein paar Tukane zu Gesicht bekommen, was unser Herz als Wildtierenthusiasten natürlich höher schlagen liess.