The happiest place on earth
Der Wind weht uns durch die Haare, wir haben das Rauschen eines Wasserfalls in den Ohren und neben uns zieht die unendliche rote Gesteinswüste des Südwestens der USA vorbei. Die Sonne brennt ganz schön heiss auf unsere Köpfe, denn wir haben für einmal Baloo gegen ein anderes Gefährt eingetauscht und sitzen nun in einem schicken roten Cabriolet und geniessen das Leben.
Nach einem längeren kurvigen Abschnitt sehen wir auf einmal eine schurgerade Strecke vor uns. Wir schalten einen Gang runter, geben Gas, hören dabei den Motor aufheulen und fühlen die einsetzende Nackenstarre. Wir werden in unsere schwarzen Ledersitze gedrückt und fahren mit voller Geschwindigkeit dem Horizont entgegen. Mein Gott ist das schnell!! Gerade als sich der erste Adrenalinschub etwas legt, bemerken wir, wie sich ein Mustang auf dem Fahrstreifen neben uns positioniert. Der will uns wohl zum Rennen herausfordern!? Na dann mal sehen, wer mehr Pferdchen im Stall hat….
Wir können tatsächlich nochmal einen Zacken zulegen und sehen, wie der Mustang langsam wieder zurückfällt und in unserem Rückspiegel kleiner wird. Gewonnen!
Phu, what a ride! Jetzt brauchen wir erst einmal eine Pause…
Wir steigen aus unserem Rennboliden Lightning McQueen aus und suchen uns adrenalingetränkt im kleinen aber feinen Dorf “Radiator Springs” was zum Mittagessen.
Für alle, denen immer noch kein Licht aufgegangen ist: Wir befinden uns im Disneyland und haben gerade die gefühlt 100ste Fahrt der Hauptattraktion im Themengebiet «Cars» hinter uns. Bereits als wir im Herbst bei unseren Freunden Ali, Teresa und Gary in Hillsboro zu Besuch waren, haben wir vereinbart, dass wir uns hier kurz vor Weihnachten nochmals treffen wollen. Die Drei sind riesige Disney-Fans und ein regelmässiger Besuch im Vergnügungspark in L.A. ist für sie ein absolutes Muss. Einen Besuch während der Weihnachtszeit stand aber noch auf ihrer Bucket-List und da wir ja sowieso auch gerade in der Gegend waren, haben wir uns ebenfalls einen sündhaft teuren 3-Tagespass fürs Disneyland und den benachbarten Park «California Adventure» organisiert (312 USD p.P.).
Die Wiedersehensfreude war gross, als wir uns vor zwei Tagen am Eingang zum Frontierland nochmals in die Arme schliessen konnten. Seither verbringen wir jede Minute im Park, die er geöffnet hat (wollen ja schliesslich die teuren Tickets voll auskosten) und kämpfen uns durch die Menschenmassen – grösstenteils bestückt mit Minnie- und Micky-Ohren-Kopfschmuck – von Attraktion zu Attraktion.
Sowas gibt es auch nur in Amerika! Wollt ihr wissen, was so ein schrottiger Plastikhaarreif mit aufgesetzten Mäuseohren kostet? – 30 USD! ... Ja, richtig gelesen! DREISSIG! In jedem Ramschladen gibt es die Dinger hier in rauen Mengen zu kaufen. Natürlich je nach Themengebiet unterschiedlich gestaltet. Entweder man ist klassisch unterwegs und trägt die Original-Mickey-Öhrchen in sattem Schwarz oder wenn man es bunter mag, dann sind hier der persönlichen Selbstentfaltung auch keine Grenzen gesetzt. Ob Strass oder Spitze – es bleiben keine Wünsche offen. Gerade als wir neben einem Exemplar der Sorte «Total abgedreht» vorbeigehen (der Herr trägt auf seinem Kopf voller Stolz einen wippenden Slinky-Dog zur Schau), schaue ich zu Ali rüber die kopfschüttelnd meint trocken: «I really don’t understand why people buy those things. – I mean…you can pretty much only wear them here…right?!» und schaut mich mit einem Augenzwinkern an. Ich muss lachen. Recht hat sie, ich verstehe diesen Verkleidungswahn auch nicht!
Nun wieder zurück zu den wichtigen Dingen im Leben: Wie gesagt, nützen wir jede Minuten, die uns zur Verfügung steht und arbeiten uns von 08.00 Uhr morgens bis um Mitternacht von einer Attraktion zur nächsten vor und hacken so langsam aber stetig die gesamte Liste an Rides auf unserem Faltprospekt ab. Es macht einfach unheimlich viel Spass und ich kann die Faszination der jährlich mehr als 25 Millionen Besucher für diesen Park voll und ganz verstehen. Die verschiedenen Themengebiete sind mit so viel Liebe zum Detail gestaltet, dass man sich gar nicht satt sehen kann und die ganze Kulisse und die Dekorationen sind der Wahnsinn. Jeden Abend wird hier über dem symbolträchtigen Märchenschloss ein halbstündiges Feuerwerk der Extraklasse verballert und es finden täglich Paraden und Shows statt, die wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Und ab und an trifft man auf seine Lieblings-Disneycharaktere, die gerne Zeit für eine Umarmung haben und so den kleinen Mädchen Freudentränen in die Äuglein zaubern.
Disneyland wird nicht ohne Grund auch «The happiest place on earth» genannt.