Eine Auszeit vom Reisen
Nach 11 Monaten unterwegs sind wir am 23. April in Mailand Linate gelandet und fuhren anschliessend mit der SBB nach Bern, wo uns unsere Eltern herzlich in Empfang nahmen. Wir haben den Sommer in der Schweiz verbracht und werden am 16. September 2019 wieder zurück nach Mexiko City fliegen, um unsere Reise fortzusetzen.
Wieso seid ihr heimgekehrt?
Die Frage, die allen am meisten auf der Zunge brennt, ist die nach dem Grund für unseren Reiseunterbruch und die Heimkehr zurück in die Schweiz. Geplant hatten wir diese Situation, in der wir uns nun gerade befinden, nämlich nie....
Nun, das kam so: Alexandra erhielt im Herbst, also etwa nach einem halben Jahr Reisezeit, von ihrer ehemaligen Chefin einen Anruf mit der Frage, ob sie ab Mai 2019 wieder zu arbeiten beginnen wolle. Es gab Kündigungen und Schwangerschaften, die in ihrem alten Team personelle Engpässe verursachten. Nach langem Überlegen haben wir schliesslich das Angebot angenommen und haben uns entschieden, dass wir während des Sommers 4 Monate in der Schweiz arbeiten werden.
Zu diesem Entscheid hat nicht zuletzt auch die glückliche Situation beigetragen, dass Mathias ebenfalls für diese Zeit bei seiner alten Arbeitsstelle einen befristeten Vertrag abschliessen konnte. Zudem hatten wir sechs! Hochzeiteinladungen erhalten, bei deren vier wir aufgrund unserer Rückkehr anwesend sein konnten. Und natürlich freuten wir uns, dass wir so Zeit mit Freunden und Familie verbringen konnten und nach der Arbeitsphase unser Reisekässeli wieder voll sein wird.
Wie fühlt es sich an wieder zu Hause zu sein? Wisst ihr überhaupt noch, wie Arbeiten geht?
Wir haben uns erstaunlich schnell wieder in der Schweiz eingelebt und zurechtgefunden. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass wir einige Zeit hatten, um uns auf diese Situation einzustellen und dass wir doch immer den Gedanken im Hinterkopf hatten, nach getaner Arbeit nochmals weiterreisen zu können. Das motivierte ungemein. Zudem wurde uns das Ankommen echt leicht gemacht. Wir durften während der vier Monate in einer Studiowohnung bei Alexandra’s Eltern wohnen (unsere Wohnung ist nämlich immer noch untervermietet) und unsere Arbeitsstellen kannten wir ja auch bereits bestens. Irgendwie verändert sich in einem Jahr auch nicht wahnsinnig viel. Gerade bei der Arbeit ist uns aufgefallen, dass wir den Anschluss extrem schnell wiedergefunden haben und wir eigentlich vom ersten Tag an voll einsatzfähig waren.
Was war das schönste Erlebnis auf eurer bisherigen Reise?
Diese Frage wurde uns sehr oft gestellt. Wir haben aber keine einfache Antwort darauf. Jedes Land und jede Gegend, in der wir bisher reisten, hatte seine Besonderheiten und etwas, das uns fasziniert hat. Natürlich gab es einige Highlights, wie Begegnungen mit wilden Tieren oder die unglaubliche Gastfreundschaft von Menschen, die wir unterwegs getroffen haben. Ein konkretes Erlebnis könne wir aber nicht als DAS Schönste definieren.
Viel mehr als einzelne Erlebnisse hat uns der Lifestyle gefallen, den wir als Overlander geführt haben. Die Freiheit, die wir so zuvor noch nie gespürt haben, die Zweisamkeit, die in der Schweiz oft zu kurz kam und auch die Verbundenheit mit der Natur waren Dinge, die uns unheimlich wichtig geworden sind und einer der Hauptgründe sind, warum wir auch weiterhin auf diese Weise reisen wollen.
Wo habt ihr Baloo für die Zeit, die ihr in der Schweiz seid, gelassen?
Für Baloo haben wir auf einem Camping in Teotihuacàn ein schönes Plätzchen gefunden, wo er auf einem überdachten Schattenplatz auf uns wartet. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Reisenden, die uns ein Bild oder eine Nachricht geschickt haben, wenn sie auf dem Camping vorbeigekommen sind und unseren Baloo dort stehen sahen.
Wie geht eure Reise weiter? Wie sehen die nächsten Pläne aus?
Wir haben zwei Varianten in Betracht gezogen. Entweder wir verschiffen Baloo direkt nach unserer Ankunft von Veracruz (Mexiko) nach Südamerika (Buenos Aires oder Montevideo) und rollen dann das Feld von Süden her auf. Oder wir fahren – wie ursprünglich geplant – weiter durch Zentralamerika, werden von Panama nach Kolumbien verschiffen, um den Darien Gap zu überwinden und anschliessend unsere Route nach Süden fortsetzen.
Wir waren uns eine Zeit lang nicht sicher, ob wir wirklich durch Zentralamerika fahren sollen oder nicht, da wir von vielen Reisenden gehört haben, dass man dieses Stück getrost auslassen könne. Zu mühsame Grenzübergänge, zu unspektakuläre Natur, zu heiss, und und und …
Wir haben uns nun aber definitiv dafür entschieden, dass wir uns unser eigenes Bild machen wollen und durch Zentralamerika fahren werden. Wenn wir schon einmal die Möglichkeit haben, wollen wir auch diese Länder kennenlernen.
Wir werden am 16. September zurück nach Mexico City fliegen, dann ein paar Tage in der Stadt verbringen, bevor wir nach Teotihuacàn zu Baloo fahren und ihn wieder reisefertig machen. Danach werden wir sicherlich ziemlich schnell nach Chetumal fahren, von wo aus wir unsere Reise durch Belize und Guatemala fortsetzen werden.